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from 13. 11. 2025 to 15. 11. 2025

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München

Contestations of »the Social«. Sozialpolitische Konflikte in der Migrations- und Arbeitsgesellschaft

Spra­chen: Eng­lisch und Deutsch. 

Anmel­dung hier (Teilnehmer*innenzahl beschränkt)

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Sozi­al­po­li­tik ist von Wider­sprü­chen geprägt. Zugleich ermög­li­chend und ein­schrän­kend, schützt sie die*den Einzelne*n vor der kapi­ta­lis­ti­schen Markt­wirt­schaft, wäh­rend sie diese mit pas­sen­der Arbeits­kraft ver­sorgt. Sie schafft Frei­hei­ten und schränkt diese ein, sie löst Kon­flikte und ver­ur­sacht glei­cher­ma­ßen neue Pro­blem­la­gen (vgl. Les­se­nich 2019). Sie reagiert auf soziale Pro­teste und bin­det diese in ihre eige­nen Logi­ken gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halts ein. Ihre natio­nale Form steht im Span­nungs­feld zu kom­mu­na­len und trans­na­tio­na­len Aushandlungsebenen.

In den aktu­el­len sozi­al­po­li­ti­schen Debat­ten auf Bun­des­ebene zei­gen sich diese Kon­flikt­li­nien beson­ders deut­lich. Wäh­rend die Bür­ger­geld­re­form den Anspruch auf exis­tenz­si­chernde Leis­tun­gen ten­den­zi­ell bestärkte und den Fokus auf Qua­li­fi­zie­rung (qua­li­fare) und ganz­heit­li­che Ansätze der auf­su­chen­den Bera­tung oder des Coa­chings legte (care­fare), tre­ten neo­li­be­rale und natio­na­lis­ti­sche Kräfte nicht erst seit dem Wahl­kampf 2025 wie­der ver­stärkt dafür ein, Sozi­al­aus­ga­ben zu kür­zen und soziale Rechte für Men­schen ein­zu­schrän­ken, die angeb­lich den Nor­men der natio­na­len Leis­tungs­ge­sell­schaft nicht ent­spre­chen (work­fare & chau­vi­fare). Das zeigt sich bei­spiels­weise in der Ein­füh­rung von Bezahl­kar­ten für Geflüch­tete, der Aus­wei­tung von Arbeits­pflich­ten und Sank­tio­nen oder der Erfin­dung der Figur der „Total­ver­wei­ge­rer“. Diese Kon­flikte schla­gen sich in den all­täg­li­chen Ver­hand­lun­gen von (sozial)staatlichen Leis­tun­gen und Rech­ten nieder.

Im For­schungs­pro­jekt Con­te­sta­ti­ons of ‚the Social‘ unter­su­chen wir sozi­al­po­li­ti­sche Kon­flikte in der Migra­ti­ons- und Arbeits­ge­sell­schaft und erfas­sen dabei auch Pro­zesse jen­seits der natio­na­len Ebene. Aus­ge­hend von den all­täg­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen mehr­spra­chig arbei­ten­der Basis­grup­pen erwerbs­lo­ser und pre­kär beschäf­tig­ter Per­so­nen mit Behör­den und ver­schie­de­nen Akteu­ren in Deutsch­land fra­gen wir: Wel­che Kon­flikte prä­gen das aktu­elle Sozial(staats)regime?

In unse­rer For­schung sind wir auf vier zen­trale Kon­flikt­fel­der gesto­ßen. Auf­bau­end auf den Zwi­schen­er­geb­nis­sen laden wir ein, fol­gende Fra­ge­stel­lun­gen zu diskutieren:

1. Kämpfe von Migrant*innen um soziale Repro­duk­tion in Zei­ten der Nekro­po­li­tik (Frei­tag, 14.11., 13:30–15:00 Uhr)  

Prä­sen­ta­tio­nen: Polina Mano­lova (Duis­burg-Essen), Josie Hoo­ker (Mün­chen) und Valen­tina Moraru (Mün­chen)

Kom­men­tar: Anda Nico­lae-Vladu (Oldenburg/Bochum)

Die soziale Repro­duk­tion von migran­ti­sier­ten Arbeiter*innen in Nied­rig­lohn­sek­to­ren ist ein­ge­bet­tet in Macht­ver­hält­nisse, die von ras­si­fi­zie­ren­den und nekro­po­li­ti­schen Dyna­mi­ken geprägt sind. Die Arbeiter*innen schei­nen in einem uner­bitt­li­chen Kampf gegen Insta­bi­li­tät und mul­ti­ple Pre­ka­ri­tät (vgl. Birke 2022) gefan­gen zu sein. Die Ver­knüp­fung von sozia­len Rech­ten und Auf­ent­halts­ti­teln mit dem Zwang zur Lohn­ar­beit nötigt Men­schen bei­spiels­weise dazu, auf Kos­ten ihrer Gesund­heit belas­tende Tätig­kei­ten aus­zu­üben. Ihr schlech­ter Gesund­heits­zu­stand wie­derum begrenzt häu­fig ihre zukünf­ti­gen Beschäf­ti­gungs­mög­lich­kei­ten. Aus­gren­zende Infra­struk­tu­ren des Sozial(staats)regimes beein­flus­sen ihre (soziale) Repro­duk­tion auf viel­fäl­tige Weise. Bei­spiele dafür gibt es in Regio­nen, die durch pre­käre Beschäf­ti­gungs­in­dus­trien trans­for­miert wur­den, zuhauf. Rund um Olden­burg, wo unsere Part­ner­or­ga­ni­sa­tion, die Arbeits­lo­sen­selbst­hilfe Olden­burg (ALSO), aktiv ist, prä­gen die Fleisch- und Lie­fer­indus­trien den Ver­lauf der sozia­len Repro­duk­tion von migran­ti­sier­ten Arbeiter*innen direkt und indi­rekt. Um zu ver­ste­hen, wie die „geo­gra­phi­schen Dyna­mi­ken der Akku­mu­la­tion zuneh­mend ras­si­fi­ziert wur­den“ (McIntyre/Nast 2011: 1466, Über­set­zung durch For­schungs­gruppe), fra­gen wir: Was sagen uns die Kon­flikte migran­ti­sier­ter Arbeiter*innen um soziale Repro­duk­tion in Regio­nen wie Olden­burg über die nekro­po­li­ti­schen Ver­hält­nisse im glo­ba­len Norden?

2. Com­mu­nity als Werk­zeug neo­li­be­ra­len Kri­sen­ma­nage­ments und eman­zi­pa­to­ri­scher Gegen­ent­würfe (Frei­tag, 14.11., 15:30–17 Uhr)

Prä­sen­ta­tio­nen: Tine Haub­ner (Bie­le­feld), Ove Sut­ter (Bonn) und Tim Her­bold (Mün­chen)

Kom­men­tar: Mike Lau­fen­berg (Fulda) 

Soziale Bewe­gun­gen haben in den letz­ten Jahr­zehn­ten an vie­len Orten Infra­struk­tu­ren der Soli­da­ri­tät und gegen­sei­ti­gen Unter­stüt­zung geschaf­fen, unter ande­rem auch im Nach­gang des soge­nann­ten „Som­mers der Migra­tion“ (vgl. Kara­ka­yali 2018; Maa­roufi 2023). Eine die­ser Infra­struk­tu­ren ist das Haus­pro­jekt von Pro­ject Shel­ter in Frank­furt, einem unse­rer For­schungs­part­ner. Par­al­lel dazu lässt sich der Ver­such von staat­li­chen Insti­tu­tio­nen beob­ach­ten, die so ent­stan­de­nen Struk­tu­ren und Gemein­schaf­ten für das Manage­ment sozia­ler Pro­bleme zu mobi­li­sie­ren und Ver­ant­wor­tung an diese aus­zu­la­gern (vgl. van Dyk/Haubner 2021). Wie kön­nen diese wider­sprüch­li­chen Pro­zesse ana­ly­tisch gefasst und gedeu­tet werden?

3. B/ordering wage labour (Sams­tag, 15.11., 9:30–11:00 Uhr) 

Prä­sen­ta­tio­nen: Clau­dia Kratzsch (BASTA! Ber­lin), Alex Rau (Mün­chen), Vero­nika Schmid (Mün­chen) und Paula Brü­cher (Mün­chen)

Gesell­schaft heute, und die Leben, die in ihr gelebt wer­den, sind zen­tral über Lohn­ar­beit orga­ni­siert. Das gilt auch für Per­so­nen, die nicht lohn­ar­bei­ten, da wesent­li­che gesell­schaft­li­che Inte­gra­ti­ons- und soziale Siche­rungs­sys­teme letzt­lich über Lohn­ar­beit funk­tio­nie­ren. Die Not­wen­dig­keit zur Lohn­ar­beit wird einer­seits durch öko­no­mi­sche Zwänge sowie einen akti­vie­ren­den Sozi­al­staat (vgl. Les­se­nich 2008) her­ge­stellt und ande­rer­seits durch die Norm des lohn­ar­bei­ten­den Erwach­se­nen unter­mau­ert. Diese bricht sich an Per­so­nen­grup­pen, die aus struk­tu­rel­len Grün­den nicht erwerbs­tä­tig sind. Das ist zum Bei­spiel der Fall bei Geflüch­te­ten, die einem gesetz­li­chen Beschäf­ti­gungs­ver­bot unter­lie­gen, sowie Per­so­nen, die Sor­ge­tä­tig­kei­ten, wie der Pflege Ange­hö­ri­ger, nach­ge­hen. Die­ses Panel fragt: Wie und wo fin­den Kon­flikte und gesell­schaft­li­che Aus­hand­lun­gen um die Lohn­ar­beits­norm statt? Wie las­sen sich die Wider­sprü­che aus Arbeits­zwän­gen und den gleich­zei­tig statt­fin­den Aus­schluss­pro­zes­sen fassen?

4. Un-/Ord­nun­gen ‚des Sozia­len‘ – Sozi­al­po­li­tik zwi­schen Kri­mi­na­li­sie­rung und Für­sorge (Sams­tag, 15.11., 11:15–12:45 Uhr)

Prä­sen­ta­tio­nen: Frie­de­rike Faust (Göt­tin­gen), Svenja Schurade (Göt­tin­gen) und Lisa Ried­ner (Mün­chen)

Kom­men­tar: Insa Koch (St. Gal­len, CH)

Die sozi­al­po­li­ti­sche Ver­wal­tung der Bevöl­ke­rung basiert auf büro­kra­ti­schen und mora­li­schen (Wissens-)Ordnungen zu Fami­lie, Arbeit und Nation, die oft nicht mit geleb­ten Rea­li­tä­ten über­ein­stim­men (vgl. Cruiks­hank 1999). Unsere For­schun­gen zei­gen, wie Ver­su­che, sol­che Grenz­zie­hun­gen, Pas­sungs­pro­bleme und damit ein­her­ge­hende Aus­schlüsse zu umge­hen, als Betrug am Sozi­al­staat aus­ge­macht und ver­folgt wer­den. In Reso­nanz mit For­schun­gen zu Kri­mi­na­li­sie­rung, Armut und Sozi­al­po­li­tik (vgl. Faust et al. 2024; Koch/James 2020; Kor­ven­syrjä 2024) sehen wir, wie die Logi­ken der Kon­trolle und des Stra­fens Teil fast aller Berei­che des Sozial(staats)regimes sind und gleich­zei­tig ganz eigene Infra­struk­tu­ren, Netz­werke, Koali­tio­nen, Gesetze und Prak­ti­ken schaf­fen. Die Janus­kopf des Sozi­al­po­li­tik wurde schon oft benannt. In wel­chem Ver­hält­nis ste­hen aber die sor­gen­den und stra­fen­den Ele­mente des Sozi­al­staats in ver­schie­de­nen Fel­dern? Wie kommt es zu Ver­än­de­run­gen in die­sem Ver­hält­nis? Wie ver­bin­den sich dabei Migra­ti­ons- und Sozi­al­po­li­tik? Inwie­fern kann die Ana­lyse von Ver­schie­bun­gen im Ver­hält­nis zwi­schen sozia­ler Siche­rung und ord­nungs­po­li­ti­scher Ver­fol­gung zum Ver­ständ­nis von Kon­flik­ten um aktu­elle Pro­jekte auto­ri­tä­rer Ord­nung beitragen?

Dies ist der Zwi­schen­work­shop der DFG Emmy Noe­ther-Nach­wuchs­gruppe Con­te­sta­ti­ons of ‚the Social‘ – Hin zu einer bewe­gungs­ba­sier­ten eth­no­gra­fi­schen Sozial(staats)regimeanalyse, die am Insti­tut für Euro­päi­sche Eth­no­lo­gie und Empi­ri­sche Kul­tur­wis­sen­schaft der LMU ange­sie­delt ist. Neben den genann­ten wis­sen­schaft­li­che Panels pla­nen wir auch For­mate für den infor­mel­le­ren Aus­tausch. Herz­lich ein­ge­la­den sind ins­be­son­dere unsere Part­ner­grup­pen: Die Erwerbs­lo­sen­in­itia­tive BASTA! aus Ber­lin, die Arbeits­lo­sen­selbst­hilfe Olden­burg (ALSO) und Pro­ject Shel­ter aus Frankfurt/Main. Aber auch wei­tere Inter­es­sierte sind sehr willkommen. 

Lite­ra­tur

Birke, Peter (2022): Gren­zen aus Glas: Arbeit, Ras­sis­mus und Kämpfe der Migra­tion in Deutsch-land, Man­del­baum Ver­lag, Wien.
Cruiks­hank, Bar­bara (1999): The Will to Empower: Demo­cra­tic Citi­zens and Other Sub­jects, Cor-nell Uni­ver­sity Press, Ithaca, New York.
Faust, Frie­de­rike et al. (2024): Crims­capes: Kul­tur­anthro­po­lo­gi­sche Per­spek­ti­ven auf Poli­ti­ken der Kri­mi­na­li­sie­rung, in: Zeit­schrift für Empi­ri­sche Kul­tur­wis­sen­schaft, Bd. 120 Nr. 2 (2024), 217–241.
Kara­ka­yali, Ser­hat (2018): Vol­un­teers: From Soli­da­rity to Inte­gra­tion, in: South Atlan­tic Quar­terly, 117 (2), 313–331.
Koch, Insa & James, Debo­rah (2020): The State of the Wel­fare State: Advice, Gover­nance and Care in Set­tings of Austerity, in: Eth­nos, 87(1), 1–21.
Kor­ven­syrjä, Aino (2024): Die „Gesell­schaft schüt­zen“? Straf­ge­richte dis­kri­mi­nie­ren nicht nur be-stimmte Grup­pen, son­dern tra­gen auch aktiv zu ras­si­fi­zier­ter und migran­ti­sier­ter Armut bei, in: Ana­lyse & Kri­tik, ak708, 15.10.2024.
Les­se­nich, Ste­phan (2008): Die Neu­erfin­dung des Sozia­len: Der Sozi­al­staat im fle­xi­blen Kapita-lis­mus, tran­script Ver­lag, Bie­le­feld.
Les­se­nich, Ste­phan (2019): Sozi­al­po­li­tik als Pro­blem­lö­ser und Pro­blem­ver­ur­sa­cher, in: Obin­ger, Her­bert & Schmidt, Man­fred G. (eds.): Hand­buch Sozi­al­po­li­tik, Sprin­ger VS, Wies­ba­den.
Maa­roufi, Mouna (2023): Kämpfe um Auto­no­mie und Com­mons des Ankom­mens: Urbane Infra-struk­tu­ren und Inf­ra­po­li­ti­ken der Arbeits­ver­mitt­lung, in: sub\urban, Bd. 11 (1/2), 97–126.
Nast, Heidi J. & McIn­tyre, Michael (2011): Bio(necro)polis: Marx, Sur­plus Popu­la­ti­ons, and the Spa­tial Dialec­tics of Repro­duc­tion and “Race”, in: Anti­pode, 43 (5), 1465–1488.
Van Dyk, Silke & Haub­ner, Tine (2021): Com­mu­nity-Kapi­ta­lis­mus, Ham­bur­ger Edi­tion, Hamburg.

Programm:

Don­ners­tag, 13.11.25
20:00 UhrFür, gegen und dar­über hin­aus. Basis­grup­pen obdach­lo­ser, erwerbs­lo­ser und von Ras­sis­mus betrof­fe­ner Men­schen berich­ten. Mit: BASTA! Ber­lin, Pro­ject Shel­ter Frank­furt, ALSO Olden­burg und Pete White vom Los Ange­les Com­mu­nity Action Net­work (LACAN)
Frei­tag, 14.11.
11:00–11:45 UhrAnmel­dung, Ken­nen­ler­nen, Kaf­fee & leich­tes Mit­tag­essen
Ort (an bei­den Work­shop-Tagen): EineWelt­Haus, Schwan­tha­ler­straße 80, 80336 München
12:00–13:15 Uhr Begrü­ßung & Kurze Inputs vom CoS-Team (Spra­chen: Eng­lisch mit deut­scher Übersetzung)
13:30–15:00 UhrPanel I
Kämpfe von Migrant*innen um soziale Repro­duk­tion in Zei­ten der Nekro­po­li­tik
mit Polina Mano­lova (Duis­burg-Essen), Josie Hoo­ker (Mün­chen) und Valen­tina Moraru (Mün­chen), Kom­men­tar: Anda Nico­lae-Vladu (Oldenburg/Bochum), Mode­ra­tion: Lisa Ried­ner, CoS-Team; Spra­chen: Eng­lisch mit deut­scher Übersetzung
15:00–15:30 Uhr Kaf­fee­pause mit Snacks
15:30–17 UhrPanel II
Com­mu­nity als Werk­zeug neo­li­be­ra­len Kri­sen­ma­nage­ments und eman­zi­pa­to­ri­scher Gegen­ent­würfe
mit Tine Haub­ner (Bie­le­feld), Ove Sut­ter (Bonn) und Tim Her­bold (Mün­chen),
Kom­men­tar: Mike Lau­fen­berg (Fulda) , Mode­ra­tion: Valen­tina Moraru, CoS-Team; Spra­chen: Deutsch mit eng­li­scher Übersetzung
17:30–18:30 UhrDis­kus­sion im inter­ak­ti­ven Format 
Ab 20:00Abend­ver­an­stal­tung, Essen, Ver­nis­sage & Musik 
Sams­tag, 15.11.2025
Ab 9:00Kaf­fee
9:30–11:00 UhrPanel III
B/ordering wage labour
mit Alex Rau (Mün­chen), Vero­nika Schmid (Mün­chen), Clau­dia Kratzsch (BASTA! Ber­lin) und Paula Brü­cher (Mün­chen),
Mode­ra­tion: Tim Her­bold, CoS-Team; Spra­chen: Deutsch mit eng­li­scher Übersetzung
11:15–12:45 UhrPanel IV
Un-/Ord­nun­gen des „Sozia­len“ – Sozi­al­po­li­tik zwi­schen Kri­mi­na­li­sie­rung und Schutz
mit Frie­de­rike Faust (Göt­tin­gen), Svenja Schurade (Göt­tin­gen) und Lisa Ried­ner (Mün­chen), Kom­men­tar: Insa Koch (St. Gal­len, CH),
Mode­ra­tion: Paula Brü­cher, CoS-Team; Spra­chen: Eng­lisch und Deutsch
12:45 UhrMit­tag­essen
14:00–15:00 UhrAbschluss­dis­kus­sion

Teilnehmende

Paula Brü­cher ist Dok­to­ran­din in der For­schungs­gruppe Aus­ein­an­der­set­zun­gen um ‚das Soziale‘ an der LMU Mün­chen. Sie erforscht Pro­zesse der Aus­gren­zung aus der Erwerbs­ar­beit und beglei­tet Men­schen in ihrem All­tag. Ihr Inter­esse gilt Kon­flik­ten und Aus­hand­lungs­pro­zes­sen um (bezahlte) Arbeit, Pfle­ge­ar­beit und Migra­ti­ons­re­ge­lun­gen im Wohlfahrtsstaat.

Frie­de­rike Faust ist Juni­or­pro­fes­so­rin am Insti­tut für Kulturanthropologie/Europäische Eth­no­lo­gie der Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen. Ihre Schwer­punkte lie­gen in der Poli­tik- und Rechts­an­thro­po­lo­gie sowie der Geschlech­ter­for­schung und sie befasst sich aktu­ell mit den The­men Kri­mi­na­li­sie­rung, Strafe und Reso­zia­li­sie­rung und den darin ent­wor­fe­nen Staat-Büger:innen-Verhältnissen.

Tine Haub­ner hat bis 2010 Sozio­lo­gie, Phi­lo­so­phie und Psy­cho­lo­gie an der Fried­rich-Schil­ler-Uni­ver­si­tät in Jena stu­diert. 2016 pro­mo­vierte sie sich dort mit einer Arbeit zur Aus­beu­tung infor­mel­ler Pfle­ge­ar­beit. Seit 2024 ist sie Juni­or­pro­fes­so­rin für Qua­li­ta­tive Metho­den an der Fakul­tät für Gesund­heits­wis­sen­schaf­ten der Uni­ver­si­tät Bie­le­feld. Zu ihren For­schungs­schwer­punk­ten gehört die (Care-)Arbeits- und Ungleich­heits­for­schung, Wohl­fahrts­staats­so­zio­lo­gie sowie Qua­li­ta­tive Methoden.

Tim Her­bold forscht gemein­sam mit der Initia­tive Pro­ject Shel­ter, die ein selbst­or­ga­ni­sier­tes Zen­trum für obdach­lose Men­schen in Frank­furt (Main) mit­ver­wal­tet, gegen­sei­tige Unter­stüt­zung im All­tag orga­ni­siert und sich für die Inter­es­sen von Migrant*innen ein­setzt. Tim ist Teil der For­schungs­gruppe Aus­ein­an­der­set­zun­gen um ‚das Soziale‘ und inter­es­siert sich für die Trans­for­ma­tion loka­ler Siche­rungs­sys­teme durch soziale Kon­flikte und staat­li­chen Ver­su­chen der Ein­bin­dung von zivil­ge­sell­schaft­li­chen Initiativen.

Josie Hoo­ker ist Post­dok­to­ran­din im Pro­jekt Aus­ein­an­der­set­zun­gen um ‚das Soziale‘ an der LMU Mün­chen. Aus­ge­hend von For­schun­gen zum Racial Capi­ta­lism in Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart unter­suchte sie in ihrer Dis­ser­ta­tion, wie Arbeits‑, Sozial- und Ein­wan­de­rungs­re­gime die arbeits­be­dingte Gesund­heit latein­ame­ri­ka­ni­scher Rei­ni­gungs­kräfte in Lon­don beein­flus­sen. Sie forschte außer­dem zu Platt­form­ar­beit und „sozia­ler Gewerk­schafts­ar­beit“ und publi­zierte zu mili­tan­ter For­schung und „Neo­li­be­ra­lis­mus von unten“.

Mike Lau­fen­berg ist Pro­fes­sor für Sozio­lo­gie an der Hoch­schule Fulda. Seine For­schungs­schwer­punkte sind Sozi­al­theo­rie, Wohl­fahrts­staa­ten und soziale Ungleich­heit; Geschlecht und Sexua­li­tät; soziale Bewe­gun­gen, soziale Repro­duk­tion und (femi­nis­ti­sche) poli­ti­sche Ökonomie.

Polina Mano­lova arbei­tete bis Okto­ber 2025 am Insti­tut für Sozio­lo­gie der Uni­ver­si­tät Duis­burg-Essen. Der­zeit ist sie dem Deut­schen Insti­tut für Inter­dis­zi­pli­näre Sozi­al­po­li­tik­for­schung ange­glie­dert, wo sie sich mit Kon­flik­ten um soziale Rechte im Kon­text der EU-Frei­zü­gig­keit befasst. Dar­über hin­aus enga­giert sie sich in Initia­ti­ven zur Unter­stüt­zung und Soli­da­ri­tät mit Migrant*innen in Duisburg-Marxloh.

A. Valen­tina Moraru ist Akti­vis­tin und Dok­to­ran­din in der For­schungs­gruppe Aus­ein­an­der­set­zun­gen um ‚das Soziale‘ an der LMU Mün­chen. In enger Zusam­men­ar­beit mit der Arbeits­lo­sen­selbst­hilfe Olden­burg kon­zen­triert sich ihre For­schung auf die ras­si­fi­zierte soziale Repro­duk­tion von Migrant*innen und deren Aus­wir­kun­gen auf unser Ver­ständ­nis der Erfah­rung kapi­ta­lis­ti­scher Verhältnisse.

Anda Nico­lae-Vladu ist Akti­vis­tin und Dok­to­ran­din am Insti­tut für soziale Bewe­gun­gen an der Ruhr-Uni­ver­si­tät Bochum. Sie war unter ande­rem viele Jahre in der ALSO aktiv. In ihrer Dok­tor­ar­beit erforscht sie Kämpfe der Migra­tion in der nord­west­deut­schen Tex­til­in­dus­trie wäh­rend der Wei­ma­rer Repu­blik. Ihre For­schungs­schwer­punkte lie­gen unter ande­rem auf Labour History, Post­ko­lo­nia­ler Theo­rie und Rassismuskritik.

Alex­an­dra Rau, Dr. phil., ist wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin am Insti­tut für Empi­ri­sche Kul­tur­wis­sen­schaft und Euro­päi­sche Eth­no­lo­gie der LMU Mün­chen. Sie lehrt und forscht zu den Schwer­punk­ten Arbeit und Pre­ka­ri­tät, soziale Ungleich­heit, Geschlecht und femi­nis­ti­sche Theo­rie, Affect Stu­dies sowie (auto-)ethnographische Metho­den. Dar­über hin­aus ist sie als Autorin und Lehr­be­auf­tragte (Uni­ver­si­tät Basel, Uni­ver­si­tät Inns­bruck) tätig und arbei­tet in ver­schie­de­nen Pro­jek­ten an der Schnitt­stelle von Wis­sen­schaft, Kunst und poli­ti­scher Bil­dung. Seit vie­len Jah­ren enga­giert sie sich für inno­va­tive und kri­ti­sche For­men der Wissensvermittlung.

Lisa Ried­ner lei­tet die Nach­wuchs­for­schungs­gruppe Aus­ein­an­der­set­zun­gen um ‚das Soziale‘ am Insti­tut für Empi­ri­sche Kul­tur­ana­lyse und Euro­päi­sche Eth­no­lo­gie der LMU Mün­chen. Ihre For­schungs­schwer­punkte umfas­sen enga­gierte Eth­no­gra­phie, inner­ge­mein­schaft­li­che Migra­ti­ons­re­gime der EU, Arbeits­kämpfe und soziale Reproduktion.

Svenja Schurade, Wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin in der Kulturanthropologie/ Euro­päi­schen Eth­no­lo­gie (KAEE) der Uni Göt­tin­gen, pro­mo­viert seit 2020 zum deut­schen Abschie­be­re­gime und arbei­tet seit 2023 in dem EU Hori­zon For­schungs­pro­jekt MORE (https://www.moreproject-horizon.eu/). Bereits die Mas­ter­ar­beit, abge­schlos­sen 2020, in der KAEE an der Uni Göt­tin­gen behan­delte die Umset­zun­gen von Abschie­bun­gen in Nie­der­sach­sen, nach­dem Svenja Schurade die Jahre davor an der Schnitt­stelle von Wis­sen­schaft, Kunst und Akti­vis­mus zur Öff­nung und Schlie­ßung der soge­nann­ten Bal­kan­route im lan­gen Som­mer der Migra­tion 2015 gear­bei­tet hat, wor­aus die Wan­der­aus­stel­lung „yal­lah!? über die Bal­kan­route“ (https://www.yallah-balkanroute.uni-goettingen.de) ent­stan­den ist.

Vero­nika Schmid hat Poli­tik­wis­sen­schaft, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft und Sozio­lo­gie in Mün­chen und Bir­ming­ham (UK) stu­diert. Aktu­ell pro­mo­viert sie an der LMU Mün­chen im Fach Sozio­lo­gie zum Thema Wie­der­ein­stieg in Erwerbsarbeit.

Sieg­mund Stahl hat über 15 Jahre Erfah­rung in der Sozi­al­be­ra­tung inkl. Bera­tung migran­ti­scher Menschen.

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